München ist ja unter den bayrischen Städten ein echter Emporkömmling - wie mich meine Augsburger Kollegin so gerne wissen läßt, übrigens ungeachtet der Tatsache, daß ich gar nicht aus München bin. Jetzt hat man aber bei den Ausgrabungen am Marienhof ein paar Scherben gefunden, die in die Zeit vor der "offiziellen" Gründung durch Heinrich den Löwen zurückgehen.
Wie es zu den Grabungen kam, ist ja der eigentliche Witz: Wenn nämlich München die Olympischen Winterspiele gekriegt hätte (die niemand wollte) und wenn die Grünen im Stadtrat sich betreffs Tunnelbau mal mit sich selbst geeinigt hätten, und wenn irgendjemand auf die Schnelle das Geld für den Bau aufgetrieben hätte, dann hätte München eine zweite S-Bahn-Stammstrecke gekriegt. Vielleicht. Also, wenn.
Wie wir alle wissen, ist der goldene IOC-Kelch an den Bayern vorübergereicht worden. Wofür ich bei Gelegenheit mal nach Altötting pilgern sollte. Aber, und jetzt kommt das Gute an der Sache: zu buddeln hatte man sicherheitshalber hinter dem Rathaus schon mal angefangen. Mitten im alten Ortskern, auf einer Fläche, wo man tatsächlich oft schriftliche Quellen mit archäologischen abgleichen kann. Die eine Scherbe aus dem elften Jahrhundert, die man da jetzt in einer mittelalterlichen Latrine gefunden hat, wird meine Augsburger Kollegin sicher nicht wirklich nachhaltig beeindrucken (und mich auch nicht - womöglich hat sich da einfach bloß ein Topf ziemlich lange gehalten, bis er kaputt ging ... )
Aber wenn ich lese, daß man von ein paar Schnabelschuhen, die man aus dem Dreck zieht, tatsächlich noch sagen kann, daß die ungefähr im Jahr 1486 dem Schuster Jörg Rot gehört haben müssen - nennt mich dämlich, aber da bin ich vor Rührung nahe an den Tränen.
Frustriert bin ich eher, wenn ich lese, was für ein Stab an Wissenschaftlern sich für diese Grabung in Trab setzt, während bei uns auf dem Land die Hobbyforscher in Eigenregie arbeiten müssen, weswegen man über die Ergebnisse auch kaum je eine ordentliche Publikation findet ... aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
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