Der Beginn des Frühmittelalters wird von der Geschichtswissenschaft unterschiedlich angesetzt, je nachdem, ob man die Völkerwanderungszeit, eine typische Übergangsphase, noch zur Spätantike oder schon zum frühen Mittelalter zählen will. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung. Spätestens mit dem Zug der Langobarden und der Gründung ihres Reiches in Oberitalien beginnt das Frühmittelalter.

Schon weit früher ist der bayerische Raum von der Ausbreitung des fränkischen Reiches betroffen. Wann genau die Franken ihr Reich über den Lech nach Osten ausdehnten, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Vermutlich gab es erste Versuche bereits im Zuge der fränkischen Kämpfe gegen die Alemannen (Schlacht von Zülpich 506). Der Ostgotenkönig Theoderich stellt das Alpenvorland zunächst unter seinen Schutz. Unter seinen Nachfolgern fällt es endgültig und kampflos an die Franken.

Unter dem fränkischen König Chlothar I. wird um 548 der Agilolfinger Garibald als Herzog von Baiern eingesetzt. Garibald wird dabei, bezogen auf den König, als "unus ex suis", als "einer von den Seinen", bezeichnet, was auf enge und möglicherweise familiäre Bindungen zur Königsfamilie der Merowinger schließen läßt. Genau läßt sich die Herkunft des Geschlechts allerdings nicht verifizieren; vermutlich dürften sie, wie auch die übrigen Großen des Reiches, in mehreren Teilen des Reiches verwurzelt und eher "international" gewesen sein. In späterer Zeit lag ihr Hauptbesitz naturgemäß rund um die Machtzentren Regensburg und Salzburg, aber auch im Raum Aschheim/Neuching/Erding wird viel agilolfingisches Eigengut greifbar.

Eine gesicherte Genealogie der bajuwarischen Herzöge läßt sich anhand der dünnen Quellen ohne Spekulationen nicht erstellen. Nur wenige Herzöge werden klarer faßbar, insbesondere Theodo II., in dessen Regierungszeit die ersten Ansätze einer Bistumsorganisation fallen, Odilo und schließlich dessen Sohn Tassilo III. Die Beziehung zu den fränkischen Königen war stets kompliziert. Je schwächer die Merowinger-Könige sich zeigten und je mehr sie mit internen Angelegenheiten beschäftigt waren, desto mehr Freiheiten versuchten die Herzöge (nicht nur die bairischen) für sich herauszuschlagen. Auch bewaffnete Konflikte gab es mit einer gewissen Regelmäßigkeit.

Unter Pippin dem Jüngeren wurden die Merowinger-Könige endgültig abgesetzt. Pippin bestieg selbst den Thron und arbeitete an einer Konsolidierung und Zentralisierung des Reiches. Dazu gehörte auch die Eliminierung des Herzogsamts, zunächst bei den Alemannen. Unter Pippins Sohn Karl dem Großen wurde dann auch der letzte noch amtierende Herzog im Reich, Tassilo III. von Bayern, gefangengesetzt, seines Amtes enthoben und in Klosterhaft genommen.

Das Ganze muß ein ziemliches Spektakel gewesen sein und etlichen Aufruhr verursacht haben. Treibende Kräfte hinter der Absetzung Tassilos scheinen nicht zuletzt auch die Adligen und einige Bischöfe in Baiern gewesen zu sein, die schon 787 gegen ihren Herzog meutern, als es ums Haar zwischen Baiern und Franken zu bewaffneten Auseinandersetzungen am Lech gekommen wäre. Tassilo muß einen demütigenden Bittgang zu Karl auf sich nehmen und seinen Herzogsstab an den Frankenkönig zurückgeben. Er erhält ihn nur als Vasall wieder zurück.

Im Jahr darauf verliert er ihn endgültig. In Ingelsheim wird ihm wegen Hochverrats der Prozeß gemacht. Interessanterweise muß Karl aber bis auf eine Episode aus Tassilos Jugend zurückgreifen, um den Agilolfinger tatsächlich verurteilen zu können: Tassilo hatte sich angeblich, noch unter Karls Vater Pippin, unter dem Vorwand der Krankheit von einem Kriegszug gegen die befreundeten Langobarden zurückgezogen. Das wird ihm nun als "harisliz", als Fahnenflucht ausgelegt. Tassilo und seine gesamte Familie werden zu lebenslanger Klosterhaft verurteilt. - Unumstritten scheint das Urteil nicht gewesen zu sein. Im Jahr 794 muß Tassilo auf der Reichssynode von Frankfurt sogar noch einmal den Verzicht auf seine Ansprüche in Baiern erklären. Sein genaues Todesdatum ist unklar, üblicherweise wird der 11. Dezember 796 genannt

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